Nachgedacht im Januar 2025
Pilger der Hoffnung
2025 ist ein so genanntes „Heiliges Jahr“ und es steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Das Motto gefällt mir gut, denn ich bin überzeugt: Hoffnung ist das, was letztlich alles trägt. Besonders in Zeiten von Unsicherheit und Krise brauchen wir sie dringend. Und ich glaube, Christinnen und Christen sollten in besonderer Weise als Hoffnungsträgerinnen und -träger unterwegs sein.
Ein Heiliges Jahr oder Jubeljahr ist ein besonderes Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche, das seit dem Mittelalter alle 25 Jahre begangen wird. Diesmal also unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“.
Eine Pilgerin oder ein Pilger ist eine/einer, die/der unterwegs ist zu einem besonderen Ort des Glaubens wie zum Beispiel auf dem Jakobsweg nach Santiago di Compostela. Für mich bedeutet pilgern aber vor allem: hoffnungsvoll unterwegs sein. Auf einem langen Pilgerweg weiß ich nicht hundertprozentig, was mich erwartet. Ich muss meinen Weg gehen und darauf vertrauen: Ich komme am Ende an.
Pilgern hat auch im Heiligen Jahr eine besondere Bedeutung, traditionelle pilgern Gläubige in diesem Jahr nach Rom, in der Hoffnung auf ein besonderes spirituelles Erlebnis und im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit. Schon die Idee des Heiligen Jahres an sich hat nämlich eine besondere Hoffnungsperspektive. Sie geht im Kern auf eine Tradition im Judentum zurück, in „Jubeljahren“ wurde alle Schuld erlassen. Damals ging es um materielle Schulden und die Gesellschaft sollte von zu vielen Abhängigkeitsverhältnissen befreit werden. Im Mittelalter wurde die Idee in die christliche Tradition übernommen und auf moralische Schuld übertragen. So wird in einem Heiligen Jahr, unter bestimmten Bedingungen, alle Schuld vergeben.
Mir gefällt der Gedanke, alle 25 Jahre einen Strich zu ziehen: Noch mal neu anfangen ohne Sollzinsen und ohne schlechtes Gewissen, aber mit der Hoffnung, dass alles gut wird. Ich darf neu beginnen und Gott gibt mir eine neue Chance. Denn Hoffnung brauchen wir gerade weltweit so dringend! Deshalb gefällt mir auch der Gedanke, dass überall auf der Welt das Heilige Jahr gefeiert wird. Und am letzten Sonntag (29.12.2024) hat jeder Bischof es in seinem Gebiet eröffnen – so auch Bischof Kohlgraf im Mainzer Dom. Ich finde das ein starkes Zeichen der Verbundenheit. Das bestärkt mich in meinem Vorsatz, 2025 besonders hoffnungsvoll unterwegs zu sein.
Ich habe mir vorgenommen: Ich erzähle bewusst und noch deutlicher als sonst von der Hoffnung, die mich als Christ trägt. Als Pilger der Hoffnung will ich mich so mit den Menschen verbinden, die sich dafür einsetzen, Hoffnungen Wirklichkeit werden zu lassen in Friedensprojekten, in Gerechtigkeitsinitiativen, im respektvollen Miteinander, im konstruktiven Dialog. Dann wird es hoffentlich für viele Menschen ein besonderes, ein heiliges Jahr.
Und wenn Sie auch mal auf den Weg machen und pilgern wollen, so haben wir verschieden Angebote, Sie finden Sie im Programm 2025 der Polizeiseelsorge.
Ihnen allen ein gute und hoffungsvolles neues Jahr!
Markus Reuter
Polizeiseelsorger